Leben – Sterben – Leben nach dem Tod?!

Alle Menschen haben ihr Leben geschenkt bekommen und sind eingeladen, es auch so zu leben, dass dabei Glück und Erfüllung für einem selber und andere erfahrbar wird. Doch wir alle wissen: unser Leben ist endlich. Niemand weiss, wie lange er auf dieser Welt leben wird, aber jeder weiss, dass der Tod eines Tages seinem Leben auf dieser Welt ein Ende setzen wird.

Dieses Ende des irdischen Lebens stand im Zentrum des 3. Firmwegabends. Es ist zwar so, dass die jungen Menschen auf dem Firmweg angesichts der durchschnittlichen Lebenserwartung den eigenen Tod noch in weiter Zukunft haben. Trotzdem wird jedes schon früher beim Tod anderer nahestehender Menschen von dieser Realität betroffen sein.


Ein Grab zu haben ist wichtig

Beim Einstieg auf dem Friedhof erzählte Hans von einer Erfahrung mit einem Familienvater, der zu ihm kam, weil sein Kind einiges zu früh tot auf die Welt kam und zuerst vom staatlichen Gesetzt nicht einmal vorgesehen war, dass es ein Grab bekommen kann. Hans konnte sich dafür einsetzen, dass das trotzdem möglich war und dass auch kirchliche Begräbnisfeier stattfand. Das Grab und die Abschiedsfeier in der Kirche waren für die Familie etwas sehr Wichtiges.

Damit waren die jungen Menschen auch mit der Realität konfrontiert, dass eben nicht nur sehr alte, sondern Menschen jeglichen Alters sterben und ihre Gräber hier auf dem Friedhof zu finden sind. Sie wurden eingeladen, mit einer Friedhofkerze selber einmal auf dem Friedhof herumzugehen und die Gräber und das, was an Trauer und Hoffnung in ihrer Gestaltung zum Ausdruck kommt, wahrzunehmen. Die Friedhofkerze sollten sie dann bewusst zu einem Grab hinstellen.


Wenn jemand nahe Stehender stirbt

Die Firmlinge waren nachher in den Gruppenrunden eingeladen zu überlegen, was es für sie heissen würde, wenn eine nahe stehende Person stirbt. Wir würden sie sich verhalten, wie damit umgehen?

«So ein Ereignis ist mit viel Trauer verbunden, vielleicht aber auch schön, dass der geliebte Mensch gehen durfte. Ich denke, in dieser Zeit ist für mich wichtig miteinander über das Thema zu reden.» so die Meinung einer Firmandin.
Ein Kollege sieht es so: «Ich würde traurig sein und versuchen, das Grab so oft wie möglich zu besuchen. Der Zusammenhalt in der Familie würde mir in so einer Zeit helfen.»
«Ich würde schöne Erinnerungen, die ich mit dieser Person gemacht habe, zusammentragen, damit ich diese Erinnerungen trotz des Verlustes der Person behalten kann. Ich würde ihr einen letzten Brief schreiben, den ich im Gedenken an die Person in einem Feuer verbrenne.»


Der christliche Glaube eine Hilfe?

«Der christliche Glaube würde hier wie das Bindeglied zum Toten spielen, damit man dadurch eine Verbindung herstellen kann», so die Antwort eines Firmanden.
«Der christliche Glaube könnte mir helfen. Ich könnte darüber sprechen und Gott hört mir dabei zu,» so die Sicht einer Kollegin.

Weitere Meinungen:

«Der christliche Glaube gäbe mir das Wissen, dass der Verstorbene jetzt in guten Händen ist.»
«Der Glaube daran, dass ein Leben nach dem Tod weitergeht, würde mir Hoffnung und Trost spenden.»
«Der christliche Glaube bewirkt, dass Personen in guter Art beerdigt werden und ihnen so ein bisschen Würde geschenkt wird.»
«Vielleicht ist die verstorbene Person jetzt ein Schutzengel und schaut von oben zu uns.»

 

Gibt es ein Weiterleben nach dem Tod?

In den obigen Statements klingt schon eine Frage an, welche die Menschheit immer beschäftigt hat: Ist der Tod das totale Ende einer menschlichen Existenz oder leben wir Menschen nach dem Tod in irgendeiner Weise weiter? Die jungen Menschen auf dem Firmweg tauschten in intensiven Gesprächen ihre Meinung dazu aus:

«Ich persönlich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod, weil ich nur auf die Wissenschaft und das, was man messen kann, vertraue. Ein Weiterleben nach dem Tod halte ich für einen Glauben, der den Tod einfach schönredet.»

«Ich glaube nicht vollständig an ein Leben nach dem Tod, jedoch ist es für mich unwahrscheinlich, dass einfach nichts kommt. Ich male mir aus, dass alle Menschen nach dem Tod gut sind, in den Himmel aufsteigen und dort eine 2. Chance bekommen. Ich hoffe, für meine Mitmenschen auch wie ein kleiner Schutzengel sein zu können. Ich glaube aber nicht an Reinkarnation.»

«Ich frage mich, wo die Gedanken der Verstorbenen hingehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass da gar nicht mehr ist. Manchmal habe ich das Gefühl, dass uns Verstorbene ein Zeichen senden. Ob das jetzt ein Sonnenstrahl oder etwas anderes ist, egal, aber irgendetwas ist da. Ich glaube, dass wir uns irgendwann wiedersehen.»

Die Meinungen waren, wie man an diesen Feedbacks sieht ziemlich kontrovers und ist in dieser Frage auch nicht möglich zu sagen, wer mit seiner Sicht recht hat und wer nicht.


Was sagt der christliche Glaube?

In einer kurzen Videosequenz wurde das erzählt, was die Jünger Jesu nach dessen Tod erfahren hatten, nämlich dass sie sein Grab leer fanden und er ihnen als Lebender wieder begegnete. Es gab aber auch solche, die das nicht glaubten, als andere ihnen davon erzählten, Thomas, einer von ihnen sagte, er würde erst glauben, dass Jesus lebt, wenn er seine Hände in die Wundmale an Jesus Händen und Füssen legen könnte. Genau dies konnte Thomas kurz darauf tun, als auch er dem auferstandenen Jesus begegnete.
Jesus sagte seinen Freunden: «So wie der Tod mein Leben nicht auslöschen konnte, so wird es auch bei euch sein. Auch ihr werdet sterben, aber euer Leben weitergehen, dort in einer anderen Welt, wo ich jetzt hingehen werde.»
Milliarden von Menschen vertrauten seither als Christinnen und Christen, dass Gott ihnen nach dem Tod ein neues Leben in seinem Paradies schenkt.


Ohne Beweise kein Glaube?

Nichtsdestotrotz ist es für uns Menschen des 21. Jhd. schwierig, etwas zu glauben, was man nicht klar wissenschaftlich beweisen kann oder was wir sozusagen mit eigenen Augen gesehen haben.

Doch es gibt eine grosse Zahl von Menschen, die an der Grenze von Leben und Tod Erfahrungen gemacht haben, die einem zumindest zum Nachdenken bringen können. Einer davon ist Simon, der Sohn von Hans. Er erzählte, wie sein Herz als 6. Klässler durch ein unglückliches Ereignis stillstand und wie er in dieser Zeit klar wahrnahm, dass er jetzt sterben würde. Er befand sich wie in einem dunklen Tunnel und ging langsam auf ein helles, schönes und warmes Licht zu, das er am Ende des Tunnels wahrnahm. Er fühlte sich dabei ganz leicht und sehr wohl. Als sein Herz wieder in Gang kam, wurde er aus dieser Erfahrung zurück ins Leben gerissen. Diese Erfahrung hat ihn sehr geprägt. Er glaubt seither, dass beim Tod, aber auch in schwierigen Episoden in seinem Leben ein Licht, eine Kraft da ist, die ihn nicht fallen lässt, sondern hilft, weiter zu leben.

Es gab anschliessend in den Gruppen gute Gespräche zu der Erfahrung von Simon und auch weiteren Nahtoderfahrungen. Sie zeigen auf, dass unsere Wissenschaften zwar vieles, aber nicht alles erfassen und erklären können, was Menschen erleben. Die Nahtoderfahrungen von vielen tausend Menschen weltweit sind kein wissenschaftlicher Beweis, sie laden aber zumindest ein offen dafür zu sein, dass es noch mehr geben kann, als das was die Wissenschaft erklären kann.


«Ich habe keine Angst mehr vor dem Tod»

Zum Schluss erzählte Hans noch von seiner Erfahrung, die er mit dem Leiden und Sterben seines Bruders machen musste, der im Alter von 22 Jahren an Krebs verstorben ist.

Pirmin, so der Name vom Bruder von Hans, hatte dabei 2 Monate vor seinem Tod eine Erfahrung gemacht, die ihm ein ganz festes Vertrauen gab, dass mit dem Tod nicht einfach alles aus sei.

Im Spital fand er im Nachttischchen eine Bibel. Er hatte schon sehr lange nie mehr eine Bibel in der Hand gehabt, schlug sie aber in diesem Moment nach dem Zufallsprinzip auf und stiess auf eine Stelle, wo es sinngemäss hiess, dass Gott wie ein guter Hirt für uns Menschen sei, der uns auf grüne Wiesen führe und wenn wir auch mal durch ein dunkles Tal gehen müssen, dann brauchen wir keine Angst zu haben, Gott geht mit an unserer Seite, er gibt uns Halt und lässt uns nicht im Stich. Pirmin sagte am Tag danach zu Hans: «Weißt du, als ich diese Worte so las, habe ich das sowas von gespürt, ja ich muss durch ein dunkles Tal gehen und werde bald sterben. Aber ich habe keine Angst mehr. Gott geht mit und er lässt mich auch nach dem Tod nicht im Stich.»

Ab diesem Moment hat Pirmin ein riesiges Vertrauen auf ein Weiterleben nach dem Tod ausgestrahlt, das alle beeindruckte, die ihn noch besuchten. «Ihr sollt euer Leben hier leben, ich lebe meines an einem anderen Ort!» so ermutigte er seine Familie und Freunde.

Und sein Vertrauen, dass sein viel zu früh durchkreuztes Leben, nicht einfach ausgelöscht ist, kam auch in der Art zum Ausdruck wie er seinen Grabstein wünschte: Ein Kreuz für das durchkreuzte Leben, dahinter aber die Sonne, die bewirkt, dass das Kreuz lebt und Blätter daraus wachsen.


Feedbacks:

Der Abend bewegte die jungen Menschen sichtlich, wie auch die folgenden Feedbacks zeigen:

«Ich finde dieses Thema ein sehr wichtiges und spannendes, da es jeder anders sieht, die persönlichen Geschichten waren sehr interessant und berührend.»

«Ich fand es spannend, da ich in letzter Zeit viele Gedanken zu diesem Thema gemacht habe und mich gefragt habe, ob das, was nach dem Tod kommt, nicht schöner sein muss.»

«Ich finde das Thema Tod sehr spannend und spreche auch gerne darüber. Am Spannendsten fand ich die Meinungsverschiedenheit beim «Leben nach dem Tod». Gut war auch der Einstieg auf dem Friedhof.»

«Die persönlichen Geschichten fand ich sehr berührend. Dieses Thema hat mich dazu gebracht, mir mehr Gedanken zu machen, was nach dem Tod passiert.»

«Die erzählten Geschichten haben mich berührt und darin bestärkt, dem Tod positiv entgegenzusehen.»

«Die Erzählung von Hans über seinen Bruder hat mich sehr mitgenommen, aber war sehr gut. Der Bericht von Simon hat auch etwas in mir ausgelöst.»

«Ich nehme vor allem die Geschichte von Hans am Schluss mit. Ich bekam Gänsehaut. Meine Meinung hat sich geändert und meine Ansicht zum Tod auch.»