Assisireise 2022, ein einmaliges und ganz besonders geschätztes Erlebnis

Seit Ende August befinden sich 41 junge Menschen von Flawil und Niederglatt auf dem Firmweg. Die Assisireise macht traditionellerweise den halben inhaltlichen Teil des Firmwegs aus und war jeweils deren Höhepunkt. Allerdings verhinderte Corona drei Jahre lang die Durchführung. Umso mehr wurde die diesjährige Reise von den jungen Menschen und dem Firmwegteam gleichermassen geschätzt.

Lange stand die Reise auf Messers Schneide: Würde Corona sich soweit abschwächen und vor allem würden die Coronaregeln in Italien soweit gelockert, dass die Reise für alle möglich sein würde? Doch zum Glück konnten schlussendlich beide Fragen mit ja beantwortet werden. Nichtsdestotrotz mussten alle Teilnehmenden sich vor der Reise einem Coronatest unterziehen. Würde es welche geben, die zu Hause bleiben müssen?!

Nein, lautete die Antwort, zumindest für alle FirmkandidatInnen. Beim Firmwegteam hat es leider einen Firmwegbegleiter erwischt, er musste als coronapositiv zu Hause bleiben. Ironie des Schicksals: Es waren seine eigene Tochter und sein Sohn, die als professionelle Fachkräfte den Test an allen, also auch an ihrem Vater durchgeführt hatten…

Am Abend trafen sich alle andern erwartungsfroh und nach einem Reisesegen in der Kirche bestiegen alle gut gelaunt in den Doppelstecker-Car.

Endlich in Assisi!

Nach einer Fahrt durch die Nacht, wo der Schlaf vieler eher am kleinen Ort war, kamen die jungen Menschen mit ihren Firmwegbegleitern am frühen Morgen in Assisi an. Nach einem stärkenden Frühstück machten sich alle in Gruppen auf den Weg, Assisi zu erkunden.

Im letzten Firmwegabend hatten sich mit Hilfe eines Films schon mit dem Leben von Franziskus und Chiara auseinander gesetzt. Hier an diesem Morgen in Assisi wurde bei der Besichtigung der Geburts- und Lebensorte die ganze Geschichte sehr lebendig. Franz und Chiara haben sich auf spannende Weise mit Fragen auseinander gesetzt, die  auch für junge Menschen von heute wichtig sind: Was ist eigentlich mein Weg in meinem Leben? Welche Erwartungen habe ich, welche Erwartungen haben andere z. B. meine Eltern an mich? Was macht mich wirklich glücklich in meinem Leben?
„Ich habe Werte mitgenommen, die mir im Leben helfen können“, so einer der Firmkandidaten. „Mir wurde bewusst, dass Geld und Reichtum nicht alles ist. Das Wichtigste ist, dass ich glücklich bin auf meinem Weg, wie Franz und Chiara“, so schrieb eine der jungen Frauen.

Eindrückliche Grabstätten von Franziskus und Chiara

Franziskus und Chiara sollten durch ihr Leben zu sehr bedeutenden Menschen werden, die Millionen von Menschen weltweit über Jahrhunderte bis in die heutige Zeit beeinflusst haben. Etwa 5 Millionen Menschen, darunter sehr viele Jugendliche kommen heute pro Jahr an die Gräber der beiden.
Unter guter Führung des Firmwegbegleitteams erkundigten die jungen Menschen die Grabstätten und befassten sich mit einigen Fragen zu Franziskus und Chiara, die auch heute noch eine wichtige Bedeutung haben. Einer der jungen Menschen schrieb dazu in seinem Feedback: „Die Kirchen waren sehr eindrücklich und die Gräber fast schon mystisch. Es war eine spezielle Atmosphäre. Dieser Tag war für mich sehr lehrreich und spannend.“

Mit Gott Face to Face

Am nächsten Morgen folgte ein Einstieg mit einer Meditation, wo sich die jungen Menschen überlegten, was sich bei Ihnen in den letzten vier Jahren verändert hat und was sich in den nächsten vier Jahren verändern wird. Wie findet man den richtigen Weg in die Zukunft, der einem glücklich macht? Es gab auch interessante Gespräche darüber.

Franziskus und Chiara’s Wege waren eigentlich vorgezeichnet: Franziskus sollte das Tuchgeschäft seines megareichen Vaters übernehmen und Chiara als Grafentochter sollte möglichst gewinnbringend für die Familie an einen bedeutenden Grafen verheiratet werden.

Aus unterschiedlichen Gründen spürten beide, dass das nicht wirklich der Weg ist, den sie für ihr Leben gehen wollten. Doch wie findet man den Weg, der einem glücklich macht und erfüllt?
Franziskus wurde zu einem suchenden Menschen. Er suchte auch bei Gott um Rat. Doch das Gottesbild des himmlischen Herrschers, der von seinem Thron auf uns herunterschaut, war ihm keine Hilfe, um einen Zugang zu Gott zu finden.

Franziskus fand schliesslich in der verfallenen Kirche San Damiano vor den Mauern der Stadt, dort wo die ganz Armen wohnten, eine Antwort. Er sah dort ein grosses Kreuz, wo ihn Jesus mit liebevollen Augen anschaute und ihm sagte: „Franziskus, bau meine Kirche auf, siehst du nicht wie verfallen sie ist.?“

Dieser gekreuzigte Jesus, in welchem ihm Gott Face to Face, auf Augenhöhe begegnete erschütterte Franz zutiefst.
Er, der megareiche Kaufmannssohn hatte plötzlich einen Blick für die Armen und Notleidenden, die zu Hunderten um diese verfallene Kirche herum ihr trübes Dasein fristeten. Er verschenkte all seinen Besitz und lebte von nun an als Armer unter den Armen, den Kranken und den Aussätzigen. Das Gleiche tat auch die Grafentochter Chiara.

Original oder Kopie?

Franz und Chiara haben nach ihrem Weg gesucht, haben ihn gefunden und sind ihn dann auch konsequent gegangen. Haben wir Menschen von heute auch den Mut dazu?

„Alle Menschen werden als Original geboren, viele sterben als Kopie.“ Mit diesem Satz setzten sich die jungen Menschen intensiv auseinander. Wie ist das mit mir? Wage ich ein Original, mich selber zu sein, oder bin ich in vielem mehr eine Kopie?
„Besonders geprägt hat mich das Thema, dass man als Original geboren wird und als Kopie stirbt. Mir war das vorher nicht so präsent“, meinte eine der jungen Frauen. „Mir wurde klar, ich will keine Kopie sein, ich will auch Neues, Unbekanntes wagen!“ so ein anderer.

In San Damiano hatte Franziskus kurz vor seinem Tod eines der berühmtesten Lieder der Weltliteratur gedichtet, das so genannte Laudato si, wo er Gott auf eindrückliche Weise für die wunderbare Schöpfung dankt, in der er leben durfte.

Natürlich wurde diese Lied dann an dieser Stelle gesungen. Es packte die jungen Leute jetzt, wo sie dessen Hintergrund kannten so richtig und wurde die ganze Woche immer wieder mit viel Enthusiasmus und auch Können gesungen!

Standortbestimmung und Hilfe für meine Zukunft

Am Nachmittag war im Innenhof der Burg eine persönliche Standortbestimmung eines jeden angesagt. Nach einer meditativen Einleitung hielt jedes seine wichtigsten Erkenntnisse im Assisi-Journal fest. Anschliessend befassten sich die jungen Menschen mit ExpertInnen, die ihnen aufgrund ihrer Kompetenzen für ihre Zukunft wichtig sein könnten. Welche ExpertInnen sind für mich wichtig? Worauf will ich vor allem achten, bezüglich meiner Zukunft? „Dieser Programmteil war besonders spannend. Ich konnte mir selber näher kommen und über Dinge nachdenken, die mir sonst nicht allzu präsent sind. Das Philosophieren über ethische Fragen hat mir besonders gefallen, da es spannend und tiefgründig war!“ so schrieb ein junger Mann in seinem Feedback.

In spannenden Zweiergesprächen tauschten die jungen Menschen ihre Erkenntnisse aus.  „Es war eine neue Erfahrung, mit jemandem zu reden, mit dem man sonst nichts zu tun hat. Ich habe spannende Dinge erfahren und nehme mit, dass ich offen sein möchte für neue Gespräche im Leben“, so das Fazit einer der jungen Menschen.

Anschliessend vergnügten sich einige beim Fussballspiel auf der Burgwiese, andere beim Singen.

 

Konkret auf den Spuren von Franziskus

Franziskus hat notleidende Menschen getan. Aber keiner kann immer nur geben. Er muss seine Batterien auch wieder aufladen, sonst brennt er aus.
Franziskus hat das jeweils auf dem Berg oberhalb von Assisi getan, dem Monte Subasio. In der Stille und Schönheit der Natur konnte er runterfahren, in sich hinein hören, und auch die Stimme Gottes in seinem Herzen besser hören.

Die jungen Menschen waren an diesem Tag eingeladen, sich ganz konkret auf diese Spuren von Franziskus zu machen. Handy, Uhren, Kopfhörer, Zigaretten und alles Weitere wurde im Hotel zurück gelassen. Für den ganzen Tag gab’s nur eine Banane, ein Brötli, 1.5l Wasser als Proviant. „Ich sterbe, das halt ich ja nie aus, so wenig Essen!“ meinten einige Jungs, schickten sich aber trotzdem ins Abenteuer.

Nach einem strengen Aufstieg hatte dann jeder für sich auf der einsamen und ruhigen Alp unterhalb des Gipfels 90 Minuten Rendez-vous mit sich selber, mitten in der Natur, wo nur Vögelstimmen und das Gewieher der wilden Pferde die Stille erfüllte.
„Die Wanderung auf den Berg Subasio war eine gute Idee, die bei allen gut ankam. Einfach sich mal in die Rolle von Franz und Chiara versetzen, eine Auszeit in der Natur für sich mit wenig essen und trinken. Ich habe das sehr geschätzt.“
„Mir wurde klar, dass ich mehr Zeit aufwenden müsste, über alles nachzudenken und danke zu sagen.“
„Die Stille war ein neues Erlebnis für mich, dem ich noch nie so ausgesetzt war. Aber ich konnte mir gut Gedanken über mich und meinen Glauben machen. Dies werde ich versuchen mehr in meinen Alltag einzubauen, indem ich das Handy weglasse und einfach allein mit meinen Gedanken beschäftigt bin.

In der Stille hatten sich die jungen Menschen auch intensiver mit eigenen Stärken und Schwächen auseinander gesetzt. Dies wurde anschliessend gemeinsam verarbeitet, bevor es noch das letzte Stück auf den Berg hinauf ging. Der anstrengende Schlussteil wurde  von allen gemeistert und stolz genoss man die fantastische Rundsicht. Franziskus hatte dieses Panorama und diese Weitsicht hier so geschätzt, weil es ihm half enge Horizonte menschlichen Denkens zu überwinden und selber ein Mensch mit weitem Horizont zu werden.

„Am Anfang war dieser Tag schwer und es schien fast unmöglich, aber gegen Schluss war es sehr gut und hat mich weiter gebracht. Die Wertschätzung von essen und trinken ist mir wichtig geworden und dass man nicht aufgeben soll, was auch kommt.“
„Mir hat dieser Tag klar gemacht, dass man im Leben viel mehr erreichen kann, als man denkt.“

Verantwortung übernehmen

Am kommenden Morgen setzten sich die jungen Menschen zunächst mit der Frage auseinander, was denn Hl. Geist überhaupt bedeutet. Dass dies gefruchtet hatte, sah man sehr schnell, denn der Hl. Geist wirkte in den Gruppen, indem er ihnen half. in grösserem Stil Verantwortung zu übernehmen. Das führte dazu, dass die jungen Leute zwei eindrückliche Gottesdienste in Assisi selber vorbereiteten, die Begegnung mit den Firmspendern in Flawil zu einem lebendigen Ereignis gestalteten und nicht zuletzt einen Firm-Gottesdienst vorbereiteten, wo ganz viel vom Geist, den die jungen Menschen erlebt hatten, spürbar werden wird.

„Ich habe es spannend gefunden, einmal einen eigenen Gottesdienst vorzubereiten, obwohl ich vorher gar nicht so wusste, was man alles in einem Gottesdienst machen kann.“
„Ich fand es cool, dass wir selber einen Gottesdienst gestalten konnten. Das würde ich immer wieder mal gern machen.“

Eigentlich wäre geplant gewesen am Donnerstag Abend einen Ausklang des letzten Abends mit einer feinen Pizza zu feiern. Allerdings erlaubten es die geltenden Coronaregeln in Italien nicht, ohne entsprechende Covid-Zertifikate im Innern eines Restaurants zu sein. 400 Euro Busse wollten wir dann doch nicht riskieren.

So verlegten wir den Pizzatermin kurzerhand auf den Mittag im Gartenteil des Restaurants und Petrus spielte wunderbar mit. So wurde dieser Mittag zu einem gemütlichen Highlight, bei Speis und Trank und geselligem Beisammensein.

Nach dem Mittag hatte jedes der jungen Menschen ein Einzelgespräch mit einer Person aus dem Firmwegbegleitteam, wo man mal unter vier Augen über den Firmweg und das, was er einem bisher gebracht hatte austauschen konnte. Es gab sehr gute und interessante Gespräche, die von den jungen Leuten geschätzt wurden:

„Es war ein gutes Gespräch. Mir wurde bewusst, dass ich sehr wahrscheinlich vieles vom Firmweg mitnehme, ohne es bisher bemerkt zu haben.“

„War sehr toll, mal mit einer Firmwegbegleiterin zu reden und eine Art persönliches, ausführliches und gezieltes Feedback zu geben. Es hat mir aber auch gefallen mit Deborah über Persönliches zu zweit zu reden und auch mich selber besser zu verstehen.“

„Ich fand es schön, dass Agnes ihre Meinung gesagt hat, wie sie mich erlebt hat und ich auch ganz ehrlich sein konnte.“

„Es war ein sehr tolles Gespräch mit Roli. Wir konnten sehr gut austauschen. Insgesamt: Super Gespräch!“

„Das Gespräch mit Hans war sehr angenehm. Ich habe gemerkt, dass mein Leben seit dem Firmweg ganz anders ist als noch vorher. Ich könnte mir darum vorstellen, weiter solche Abende zu haben wie auf dem Firmweg.“

Wann ist ein Mann ein Mann?

Franziskus war ein starker Mann und Chiara eine starke Frau. Ausgehend davon setzten sich die jungen Menschen am Nachmittag in geschlechtergetrennten Gruppen mit verschiedensten Fragen des Mann- und Frauseins auseinander.

Es gab spannende Diskussionen und auch einiges zu lachen.
„Es war sehr lustig, darüber zu reden. Mir wurde bewusst, wieviele Vorurteile es in diesem Bereich immer noch gibt.“
„Hat mir fast am besten gefallen mir nur Frauen. Wir haben über Gott und die Welt gesprochen, können einfach freien Lauf lassen und haben Martina Löcher in den Bauch gefragt.“

Eindrücklicher Gottesdienst

Der bereits erwähnte von den Firmlingen selbst gestaltete Gottesdienst war einer der Höhepunkte dieses Abends. Sehr persönliche Statements und Gedanken regten alle zum Nachdenken an, gemeinsam wurde gesungen und es herrschte eine Super Stimmung in der Kirche San Vitale.
Diese Super Stimmung setzte sich dann auch bei den Gruppenfotos fort, wo so richtig zum Ausdruck kam, dass die jungen Menschen auf dem Firmweg zu einer tragenden Gemeinschaft gewachsen waren.

Arrivederci Assisi!

Am nächsten Tag hiess es schon wieder Abschiednehmen von Assisi. Vorher hielten die jungen Menschen in einem ausführlichen schriftlichen Feedback fest, was sie von dieser Woche mitnehmen. Es war für das Firmwegbegleitteam sehr eindrücklich zu sehen, wie viel da an positiven Erfahrungen zusammen kam.

Dann schrieben die jungen Menschen auch ihren KollegInnen ein persönliches Feedback, was zu einer sehr amüsanten Sache wurde.

Ein wiederum von Firmlingen gestalteter Abschlussgottesdienst beschloss eine ganz eindrückliche Reise.

„Die Assisireise war das Highlight auf dem Firmweg und sehr cool. Ich schätzte es sehr, dass unser Firmweg wieder nach Assisi fahren konnte.“

„Ich habe mich etwas besser kennen gelernt, ich habe neue Leute kennen gelernt und auch die Geschichte von Franz und Chiara.“

„Das Programm war abwechslungsreich, spannend und übersichtlich aufgebaut. Wir hatten auch genügend Freizeit, was super war. Ich habe viele Dinge gelernt und ich werde offener für meinen Glauben sein, er ist präsenter in meinen Gedanken.“

„Ich habe mich selber gefunden und mir kam auch der Glaube näher. Mir ist bewusst geworden, dass ich einen starken Heiligen Geist habe.“

„Auf dem Firmweg Assisi zu fahren ist eine mega Hammer tolle Idee! Würde gerne länger bleiben.“

„Ihr seid ein tolles Leitungsteam, danke für den tollen Aufenthalt hier!“

„Ich nehme mit, dass einiges in mir steckt und ich meine Aufgabe auf der Welt finden werde.“

„Ich nehme für mich mit, etwas positiver zu denken an mich selbst zu glauben, aus der Komfortzone zu gehen und so mein Selbstbewusstsein zu stärken.“

„Ich sollte mehr auf mich hören und schätzen, was ich habe. Vielleicht auch mal was machen, was nicht von mir erwartet wird.“

„Mir wurde klar, dass man alles nochmal genauer anschauen und sich auch mal in die Lage von ärmeren Menschen versetzen soll.“

„Die LeiterInnen war sehr nette, coole Leute, offen, man kann gut mit ihnen reden. Es war spannend von ihnen Neues zu lernen.“

„Es war eine tolle Erfahrung und ich bin froh, dass ich mich für den Firmweg entschieden habe.“