„Vergiss die Armen nicht!“

Das hatte ein Kardinalskollege zu Papst Franziskus gesagt, unmittelbar nachdem dieser zum Papst gewählt wurde. „Da kam mir Franz von Assisi in den Sinn“ sagte Papst Franziskus später in einer Audienz und ich wusste in diesem Moment, dass ich seinen Namen als Papstnamen wählen werde.“

Mit einer Filmsequenz, wo Papst Franziskus das oben Geschilderte sagte, fing der 6. Firmwegabend an.
Papst Franziskus erklärte dann noch weiter, dass Franz von Assisi nebst seinem Einsatz für die Armen ihm noch in zwei andern Bereichen Vorbild sei, weil das in der heutigen Zeit ganz wichtig sei: In seinem Einsatz für d
en Frieden und für die Schöpfung und Umwelt.

Doch wer war dieser Franz von Assisi?

Dieser Frage gingen die jungen Menschen mit den FirmwegbegleiterInnen nach. Sie lernten, dass er vor rund 800 Jahren lebte und Sohn eines sehr reichen Kaufmanns war. Er selbst führte ein Leben in Saus und Braus, war beliebt, aber auch als Frauenheld bekannt.
Und so jemand soll für den heutigen Papst ein Vorbild sein? Es wurde schnell klar: das passt irgendwie so nicht, da muss mit Franz von Assisi noch etwas passiert sein.

Bevor dieser Frage nachgegangen wurde, lernten die jungen Menschen auch noch Chiara von Assisi kennen, eine junge Adelige, die zwar etwas jünger war als Franz, aber diesen immer ein bisschen bewunderte.

Film führt in die Welt von Franziskus und Chiara


Mit Hilfe eines Spielfilms erfuhren die jungen Menschen, wie Franziskus fasziniert war vom kriegerischen Auseinandersetzungen, die allerdings für ihn in einem Fiasko endeten, als viele seiner Freunde bei einer Niederlage ihr Leben lassen mussten und er selber ein Jahr lang in Gefangenschaft in Perugia geriet.

Diese Zeit hat ihn sicher zum Nachdenken gebracht, auch wenn er kurz darauf wieder in den Krieg ziehen wollte, diesmal um im Kreuzzug Jerusalem zu befreien und mit dem heimlichen Wunsch bei Erfolg zum Ritter geschlagen zu werden.

Ganz entscheidende Begegnung

Die unerwartete Begegnung mit einem von Geschwüren übersäten Leprakranken, einem Aussäztigen in jener Zeit, veränderte ihn. Ganz unerwartet verschenkte er seine Ritterrüstung und kehrte nach Assisi zurück, wo er sich aber nicht nach Hause getraute und vor den Toren der Stadt sich herumtrieb.

Da sah er auch die dort in elenden Hütten vegetierenden Armen der Stadt. In einer verfallenenen Kirche suchte er nach Antworten, wie sein Weg weiter gehen sollte.

Schliesslich kehrte er doch wieder nach Hause zurück. Bald darauf aber kam es zu einem heftigen Streit mit seinem Vater, weil Franziskus Stoffe verkauft und alles Geld den Armen geschenkt hatte. Der Vater wollte das Geld von seinem Sohn zurück und klagte ihn bei Gericht an.

Da machte Franziskus einen radikalen Schritt: Er verzichtete auf den ganzen Besitz auch auf das Erbe und gab seinem Vater sogar seine Kleider zurück. Von nun an wollte er nur mehr einem Vater folgen, seinem Vater im Himmel.

Ausgelacht und verspottet

Anfangs erntete er nur Spott und Hohn, sogar die Armen, unter denen er jetzt leben und mit Betteln seinen Lebensunterhalt bestreiten musste, wollten anfangs nichts mit ihm zu tun haben.
Doch Franz kannte keine Berührungsängste. Er solidarisierte sich mit den Ärmsten der Armen, mit denen sonst niemand etwas zu tun haben wollte, den Aussätzigen. Er pflegte sie und sorgte für sie.

Chiara hatte von Anfang an fasziniert den Weg von Franziskus beobachtet und als er sie einlädt, ihm bei der Pflege der Aussätzigen zu helfen, tut sie das auch.
Franziskus und Chiara spüren: Was die Aussätzigen brauchen ist nicht Geld und Lebensmittel, sondern vor allem menschliche Zuwendung, Wärme und Pflege.

Mal in die Haut von Franziskus schlüpfen

Im zweiten Teil des Abends wurde das im Film Gesehene vertieft. Die jungen Menschen wurden eingeladen, einmal in die Rollen von Franziskus, Chiara und ihren Mitmenschen zu schlüpfen.


Ganz konkret begegneten Franziskus und Chiara in diesem Rollenspiel auf dem Marktplatz von Assisi andern jungen Leuten, die nicht verstehen konnten, warum sie jetzt den Aussätzigen und Armen helfen und so auch eine Gefahr für die Stadt darstellten, indem sie die Krankheit in die Stadt schleppen konnten. Auch die Eltern der beiden stiessen dazu und äusserten ihren Unmut über ihre vom Weg abgekommene Tochter, resp. Sohn. Support erhielten Franziskus und Chiara von Freunden, resp. von den Schwestern von Chiara, die die beiden bewunderten in ihrem Einsatz für die Kranken und Armen, die nicht einfach Geld, sondern vor allem menschliche Wärme und Zuwendung brauchten.

Es entspann sich ein richtiges Streitgespräch, das dann zwei Stadtrichter zu schlichten hatten.

Durch dieses Rollenspiel konnten die jungen Menschen besser verstehen, was Franziskus und Chiara in ihrem Tun leitete und wie viel Mut und Überzeugung es brauchte, seinen Weg auch gegen den Widerstand anderer zu gehen.

Transfer in die Welt von heute

Aussätzige im Sinn von Leprakranken gibt es bei uns heute, zumindest in Europa nicht mehr. Dennoch gibt es Aussätzige im übertragenen Sinn auch bei uns: Aidskranke, Drogensüchtige, Mobbingopfer usw.

Die jungen Menschen stellten sich ganz konkret die Frage, wie sie sich in ihrem Alltag gegenüber solchen Menschen verhalten würden. Ja weiter noch: wie würden sie reagieren, wenn jemand aus ihrem Umfeld sagen würde, er würde nach Afrika gehen um Ebolakranken zu helfen, wo man sich ja auch anstecken könnte?

Es gab teilweise intensive und spannende Diskussionen über pro und kontra und es wurde klar: Das, was Franziskus und Chiara erlebt haben, ist auch heute noch aktuell.

In Assisi werden die jungen Menschen Franziskus und Chiara und zahlreiche weitere wichtige Fragen, die auch heute aktuell sind, intensiver erleben. Die Vorfreude auf die bevorstehende Assisireise war auf jeden Fall spürbar.