Gottes Geist wirkt auch durch junge Menschen
In einem eindrücklichen Firmgottesdienst spendeten Generalvikar Guido Scherrer und Pfarrer Markus Schöbi 38 jungen Menschen aus Flawil und Niederglatt das Sakrament der Firmung.

Die Firmlinge gestalteten den Gottesdienst zu weiten Teilen mit und brachten Themen und Erlebnisse aus dem Firmweg ein.
Nach der Begrüssung diskutierten sie darüber, wie sie sich wohl entscheiden würden, wenn sie als Paar in ihrem Alter unerwartet ein Kind erwarten würden. Abtreiben ja oder nein?
Nach einer Diskussion mit Argumenten dafür und dagegen meinte eine junge Frau:
„Merked ihr, a welem Punkt mir ahcho sind? Mir sind alli am glieche Punkt wiä de Patrick, dem sini Gschicht mer a dem Firmwegobed ghört hend.“
„Ah jo, da isch diä Gschicht, wo em Patrick sini Fründin mit 17 schwanger worde isch und beidi nöd gwüsst hend, wa mache.“

„Jo döt isch de Patrick i d’Chirchä gangä, het döt e Cherzä azünt und hät i sinere Verzwiiflig agfangä bete. Und plötzlich het er gmerkt, dass er das ganzi au mol no vonere andere Perspektive sött aluege. Ihn hät beiidruckt, wiä Jesus sich immer für diä Schwache iigsetzt hät und ihm isch plötzlich bewusst worde, dass s‘ Chind im Buch vo sinere Fründin jo au so es schwachs Wese isch, wo sich selber nöd cha schütze.“
„Jo da mit au mol en anderi Perspektive z‘ wähle, wenn mer inere schwierige Frog drin isch, hät mi beiidruckt.“
„Jo, grad Jesus hät immer wieder i sim Lebä d’Lüüt iglade, nöd eifach uf fixe Meinige z’verharre, sonder au mol d’Perspektive z’wechsle. Da möcht i au versueche, i mim Lebä umzsetze. So guet es goht, möcht i wichtigi Entscheidige erscht treffe, wenn ich s’ganzi us mehrere Perspektive aglueged han.“
Eine eindrückliche Erfahrung
Dann liessen drei FirmkandidatInnen die wichtigsten Erlebnisse und Erkenntnisse aus der Assisireise Revue passieren. Insbesondere ein Tag wurde dabei genauer beleuchtet:
„Stelled eu vor, ihr mönd alli eues Handy, Geld, Uhr und Zigarette für ein Tag lang abgeh und er chömed defür ei Banane, ei Brötli und 1.5l Wasser. Mit dere Usrüschtig sind ehr 8 Stunde unterwegs 800 Höhemeter uf en Berg ufe.
„I de Hälfti vo derä Bergtour git’s e längeri Pause. Do tuet sich jede i de Stilli vo de Natur 1.5 Stunde mit sich selber usenand setze.“
„I dere Ziit hend er au de Uftrag, z’überlegge, wa eui Stärkene und eui Schwäche sind. De Rescht vo de Ziit sinder mit dene Gedanke und de Natur ganz allei. –„
„Im chlinä Moment vo de Stilli wömmer eu iilade, mol z’überlegge, wiä ihr eu do debi wöred fühle.“
„Noch dene 90 Minute i de Stilli werded ihr abgholt und tusched innerhalb vonere chlinä Gruppe us. Debi schriibed ehr ei Stärki vo eu uf es Holzherz und ei Schwächi uf en Stei. De Stei und somit au d’Schwächi lönder ufem Berg und Stärki uf em Holzherz nehmed ehr mit.“
„Denn isch de steil Weg wiiter gange bis uf de Gipfel ufe, woner e wunderschöni Uussicht gnüssed. Noch emene schöne Moment uf dem Gipfel mached ehr eu uf de Ruckweg i d’Zivilisation.“
„Fabienne, wie hesch du dich debi gfühlt?“
„Mis Fazit zu dem Tag isch sehr positiv. Klar isch es mega streng gsi, bis mer endlich uf em Gipfel vom Monte Subasio acho sind. Aber während de Wanderig hend mer viel mitenand gredet und üs gegesiitig unterstütz und ermuetiget. Mer hend üs so besser kenne glernt und sind über üs use gwachse.
Womer noch e bitzli motze und viel Hunger uf em Gipfel acho sind, hemmer üs alli gfreut und sind stolz uf üs gsi.
Vo dem Tag nimmi mit, dass s’gegesiitig Vertraue sehr wichtig isch und dadurch üsi Gmeinschaft no stärker zeme gwachse isch.“
„Ramon, wa isch dis Highlight gsi?”
«I ha d’Wanderig uf de Monte Subasio e tolls Erlebnis gfunde.
Es wär’s perfekt Wetter zum Wandere gsi, hetti’s nöd so gwindet.
Die 90 Minute i de Stille hani sehr guet gfunde. I ha mer chöne Ziit neh, alli Gedanke z’ordne, wani im Alltag nie mache. I ha aber au eifach emol chöne d’Natur betrachte und gseh, wie schö dass sie isch.“
„Lea, du rauchsch jo. Wiä hesch du de Tag ohni Zigi überstande?“
„I bi ehrlich gseit nöd so erfreut gsi, woni ghört ha, dass mer kei Zigarette dörfed mit neh. Aber i ha das Experiment wölle mache.
I ha no e Zigi graucht vor de Wanderig, denn isch es los gange. I ha wörklich während de ganze Wanderig nei s’Bedürfnis gha eini z’rauche. I dere Ziit hetti sösch wohrschiinlich scho 5 Zigarette graucht kha. Gege End vom Tag hani denn aber langsam s’Verlange gha. I bi froh, dass i am Obed wieder e Zigarette ha chöne rauche. Sither rauchi ca. 3 Zigarette weniger pro Tag.“
„Julia, wiä hesch du de Tag erlebt?“
„A dem Tag isch es sehr windig gsi. Zum Glück isch es aber nöd zu warm gsi, wil mer jo nur ei Banane, ei Brötli und 1.5l Wasser gha hend. Es hät mir sehr gfalle. D’Uussicht uf em Gipfel isch sehr schön gsi und s’Gfühl es gschafft z’ha.
„Die 90 Minute i de Stilli hend mer sehr gfalle. I werde versueche da au sösch öfters z’mache, wil’s mer sehr guet tue het.“
Kraft schöpfen auf den Spuren von Franziskus
Eine Firmwegbegleiterin erklärte, was der Sinn dieser Erfahrung war:
„Mit dere Üebig uf de Spure vom Franz von Assisi hemmer de Firmling wölle zeige, wie’s isch mol wörklich für ä längeri Zit mit sich allei z’si und sich im Rendez-vous mit sich selber besser kenne z’lerne. Dur da simmer em Franz vo Assisi nöcher cho, wo sich genau so wiä mir, uf dem Berg z’rugg zogä hät, um sich selber und Gott nöcher z’cho und so wieder Chraft für sin Iisatz für die notliedende Mensche z’ha. Diä Chraft chammer au de Heilig Geischt nenne, wo ihr au die Firmig i bsondriger Wiis empfange werded.

Anschliessend trug Pfarrer Markus Schöbi den Evangeliumstext vor, den die Firmlinge ausgewählt hatten und nachdem einige von diesen ihre Gedanken dazu erzählt hatten, nahm Guido Scherrer in seiner Predigt Bezug auf das bisher Gehörte. Er zeigte sich beeindruckt von den Gedanken, welche die jungen Menschen in diesen Gottesdienst eingebracht hatten. Er nahm insbesondere die Erfahrung mit der ungewollten Schwangerschaft auf als Beispiel dafür, dass im Leben nicht immer alles so läuft, wie man plant, dass unverhofft, sehr schwierige Fragen auf einen zukommen können. Gerade dann ist es wichtig, andere Menschen zu haben, die zu einem stehen, aber auch der christliche Glaube kann, wie die jungen Menschen eindrücklich gezeigt hätten, dazu führen, die ganze Frage auch mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten und helfen eine Entscheidung zu treffen. Das hätten Franziskus und Chiara auch gemacht und so ihren Weg gefunden. Dabei kann der Geist Gottes eine wertvolle Hilfe sein.
Loris, einer der Firmkandidaten lud die Anwesenden mit einem ganz eindrücklichen, sehr feinfühligen und frei vorgetragenen Pianospiel ein, in Gedanken das Gehörte für sich zu verarbeiten.
Anschliessend empfingen die jungen Menschen das Sakrament der Firmung.
Vielfältiger Dank
Ganz zum Schluss dankten sie den FirmpatInnen, den Eltern und Familien für ihre Begleitung auf dem Weg.
Hans Brändle dankte seinerseits den jungen Menschen für die hauptsächliche Gestaltung dieses eindrücklichen Gottesdienstes. Zusammen mit dem Firmwegbegleitteam durfte er erleben, wie die jungen Frauen und Männer auf dem Firmweg immer mehr aus sich heraus gekommen und miteinander in sehr tiefe und eindrückliche Gespräche gekommen sind. Gerade auf der Assisireise haben sich die jungen Menschen enorm offen und tiefgründig eingebracht und sind so zu einer sehr guten Gemeinschaft gewachsen. Das sei eben gelebte Kirche im besten Sinn des Wortes.
Einen grossen Dank richtete er auch an das Firmweg-Begleitteam nebst den beiden Seelsorgern sind das 9 Menschen zwischen 27-60 Jahren aus ganz verschiedenen Berufen, welche die jungen Menschen auf ihrem Weg begleiteten und ohne die ein solcher Firmweg gar nicht organisierbar wäre.
Die neu Gefirmten und die FirmwegbegleiterInnen kriegten einen kräftigen Applaus von der vollen Kirche.
Mit einem schmissig gesungenen Laudato si und einem anschliessenden Apero klang ein eindrücklicher Abend aus.



