Jeden Mittwoch steht ein Team rund um Gabi Mauchle im Einsatz, damit Lebensmittel nicht vernichtet werden müssen, sondern an Menschen abgegeben werden können, für die diese Lebensmittel ein Zustupf für den täglichen Bedarf sind. Dieser kann oft nur knapp gedeckt werden.

Bereits am Nachmittag werden die Lebensmittel durch die Schweizer Tafel angeliefert und von Gabi in Empfang genommen. Um halb Vier trifft der Rest des Teams ein. An diesem Nachmittag ist auch noch Doris dabei. Sie schnuppert heute in diesen Dienst rein und kann sich gut vorstellen, künftig freiwillig bei der Lebensmittelausgabe mitzuhelfen.

Die Lebensmittel werden in grossen Kisten und Behältern geliefert. Nun ist es die Aufgabe des Teams, diese in kleineren Portionen zu richten. Hier wird beispielsweise ein Sack Kartoffeln mit Karotten so abgefüllt, dass er für einen Haushalt reicht. Zudem werden die Abgaben sortiert nach Früchten, Gemüsen, Fleisch, Leckereien,… und dabei kontrolliert, ob die Lebensmittel noch gut sind. Die Vorgaben der Lebensmittelkontrolle müssen eingehalten werden.  Was angeliefert wird, ist Zufall und hängt davon ab, was in den Läden übrig war. Damit der Grundbedarf immer gedeckt werden kann, hält sich die Lebensmittelabgabe ein kleines Lager an unverderblichen Grundnahrungsmitteln.

Rund eine Stunde dauert es, bis die fleissigen Helfer das Angelieferte so bereitgestellt haben, dass es von den Menschen wie in einer Art Laden bezogen werden kann. Draussen wird schon ungeduldig gewartet. Wichtig ist, dass die Verteilung der Lebensmittel möglichst ruhig und fair abläuft. Da es nicht von allem genug hat, ist es ein Vorteil, wenn man früh an die Reihen kommt. Dies könnte dazu führen, dass die Menschen schon viele Stunden vor Türöffnung anstehen, um eine möglichst gute Ausgangslage zu haben. Um dies zu verhindern, entscheidet jeweils der Zufall über die Reihenfolge. Aus einer Tasche werden Nummernkarten gezogen und dann erhält man der Reihe nach Einlass. Einlass erhält nur, wer eine gültige Caritas Legi der Gemeinde besitzt. Diese bescheinigt, dass die Person auf Unterstützung angewiesen ist. CHF 1.- muss beim Eingang gezahlt werden, als symbolischer Beitrag. Mit diesem Beitrag wird Ende Jahr ein Weihnachtsgeschenk für alle finanziert. Die Kunden der Lebensmittelabgabe können nun von Tisch zu Tisch und schauen, was sie benötigen. Hinter jedem Tisch steht eine Freiwillige, welche schaut, dass die Menge der bezogenen Artikel für den Haushalt passend ist.

Es sind zwischen 35 und 50 Menschen, die jeden Mittwoch zur Lebensmittelabgabe kommen. Die meisten von ihnen haben einen Haushalt von 1 bis 8 Personen zu versorgen. Die Personen sind sehr dankbar für diese Unterstützung und kommen regelmässig hierhin. Dadurch entstehen Beziehungen, die hilfreich sind. Manchmal ist die Situation so herausfordernd, dass es nicht mehr viel braucht, damit die Nerven blank liegen. Da kann es schon vorkommen, dass eine hohe Nummer beim gezogenen Kärtchen zu grossem Missmut führt. Die 10 Frauen, die hier regelmässig mithelfen, kennen die Kunden und wissen mit solchen Situationen gut umzugehen.

Die strahlenden Gesichter beim Bezug von heiss begehrten Lebensmitteln oder beim Erhalt eines mit Schoggi gefüllten Plüschosterhasen machen diese Situationen aber mehr als wett.

Die Lebensmittelabgabe wird organisiert durch den b’treff. Dieser entstand im Jahr 2004 aus der ökumenischen Arbeitsgruppe «Armut überwinden» und ist als Verein strukturiert mit den 3 Hauptträgern Gemeinde, kath. Kirche und evang. Kirche Flawil. Er lebt aber auch dank zahlreichen privaten Spenden. Im b’treff begegnen sich Gebende und Nehmende auf derselben Ebene, denn nur mit Würde und einem guten Gefühl von sich selbst, kann ein Weg aus der Armut gefunden werden.

Heute im Einsatz, v.l.n.r.:
Doris Burtscher, Ruth Carpanese, Gabi Mauchle, Erna Niedermann, Maya Biser

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